Die Eröffnung, eine Kritik (Vorsicht)

Von U. Grether

Punkt sechs erst mal die volle Rückkopplung, weil das Kopfmikrophon von OK-Präsident Bernhard Scheuber noch etwas eigenen Willen hat.

«Ich bin begeistert», bekennt Gemeindeammann Franz Nebel wenig später und erklärt Bad Zurzach zum Zentrum des Kontinents Europa. War ja klar. Das Jugendfest sei, so Nebel weiter, «ein Fest von allen für alle». Damit sind dann die «drei schönsten Tage von 2010» definitiv eröffnet.

Während der einleitenden Europa-Fanfare – aber das ist eine Darbietung der Musikschule und die durfte, das wurde in der Vorbereitung deutlich gemacht, nicht unterbrochen werden. Damit bleibt die anschliessende Sprachen-Vorstellungsrunde etwas in der Luft hängen. Ach was, Herr Kritiker: Die Jugendlichen sind voll da und rocken vom Türkischen bis zum Holländischen ab (einen Sonderpunkt gebe ich für das absolut porentief vorgetragene Portugiesisch).

Jetzt folgen die Darbietungen, die die einzelnen Kontinente «vermitteln» sollen. Kostümiert haben sich viele Schulklassen. Hübsch mexikanisch im Volkstanz die Allerjüngsten. Afrikanisch mit ägyptischem Pharaonenhof samt stilechter Kleopatra auf einem Thron, asiatisch mit wilden Hosen und meditativer Judo-Einlage. Vielleicht ist die Musik ab Konserve etwas gar dominant.

Diesen Braten längst gerochen hat Werner Müller, nach wie vor begeisterter und begeisternder Musiklehrer, der den allzu bewährten Ablauf ab Konserven mit seiner 2b der Bez hübsch ausgehebelt hat. Die Chöre kommen zwar im Playback, sind aber von der Klasse selber eingesungen worden. Zunächst sind vier (oder waren es fünf?) Jungs – nackte bemalte Oberkörper – mit ihrem Didgeridoo nach vorne gekommen und spielen sich, einer nach dem anderen, immer dichter im Zusammenklang, die Lunge aus dem Leib. Da ist eine Unmittelbarkeit, die über diesen Anlass (dass man da halt eben etwas bringen muss, irgendwas, mit Kontinenten und so) hinauszielt. Und genau so sollte es doch sein! Grossartig!

Hinten sichern zwei Perkussionisten ab. Zwei Krokodile im Ganzkörperkostüm (muss ganz schön heiss werden, da drin) führen den Chor auf die Bühne. Dann «singt» der Chor zu den Didgeridoos und den Trommeln. Schade, dass die Ladies der Klasse hinter den bemalten Männern etwas untergegangen sind.

Und dann «Odeon», die Lokalmatadoren, die Plauschrocker mit ihrem fabelhaften Bassisten, der – versichern die «1a!Medien»-Reporter Nicolas O. und Sven K. übereinstimmend – mit dem Drummer noch weitergespielt habe, als die Gitarre-schwenkenden «Front»-Leute längst von der Bühne sind. Und dann nochmals die «1a!Medien»-Kollegen mit ihrem Beitrag an die «Swiss Show». 20 Prozent ihrer Möglichkleiten hätten sie abgerufen, äussert 1a-Lehrer Jörg Wiederkehr. Ausser natürlich Leadsängerin Tatjana S. («Isch das en ächti Stimm?», fragte sich eine Schülerin im Publikum) und ihr fabelhafter Assistent Pascal P.